Zwischen den Ohren

Verena Wilmes
3 min readJan 9, 2021
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Zeig mir deine Freunde und ich sage dir, wer du bist.

Ein bekanntes Sprichwort, demnach wir durch den selbstgewählten Umgang, Rückschlüsse auf den Charakter einer Person ziehen können.

Eine ähnliche Form davon lautet: Zeig mir deine Freunde und ich zeige dir deine Zu­kunft.

Aber warum diese Warnungen, genau zu überlegen, mit wem wir unsere Zeit verbringen? Wie kann es sein, dass unsere Freunde diesen Einfluss auf uns ausüben können?

Unser Gehirn besitzt die Fähigkeit zu lernen. Im Allgemeinen macht uns das zu genau den Wesen an der Spitze der Evo­lution, die wir sind. Wir sind in der Lage, Geschmack, Form und Farbe von Obst wahrzune­hmen und zu lernen: Banane. Wahrneh­mungen zu lernen ist essenziell für unser Leben. Allerdings können wir auch Wahrnehmungen von anderen lernen. Von unseren Lehrern, Eltern und Freunden. Wir müssen ihre Wahrnehmungen noch nicht einmal selbst erlebt haben, um sie zu lernen und zu glauben. Auch das kann nützlich sein, kann uns vor Gefahren bewahren, uns bei der Entscheidungsfindung helfen. Aber was ist, wenn die Wahrnehmungen der anderen falsch sind oder zumindest nicht richtig für uns? Wenn deren Wahrheiten unsere Wahrheiten werden, kann das Gefahren bergen. Insbesondere, wenn wir auch ihre falsche Wahrnehmung über uns selbst lernen. Lernen, dass wir zu alt sind, zu laut, zu unangepasst, nicht gut genug. Vielleicht lernen wir im schlimmsten Fall sogar ihre Limitationen und adaptieren sie.

Wir können zu glauben lernen, dass es unmöglich ist, neben einem Vollzeitjob regelmäßig Sport zu treiben. Wir können zur glauben lernen, dass wir unsere Träume nicht verwirklichen können, weil das nur etwas für besondere Menschen ist. Wir können zu glauben lernen, dass die Realität ist wie sie ist und wir nicht das Geringste daran ändern können. Wir können Negativität lernen, Zweifel, Faulheit, Egoismus und unreale Grenzen. Wir müssen aufpassen, welche Meinungen und Ansichten in unsere Gedanken gelangen und zu unseren werden können. Denn sie können uns zurückhalten, uns kleinhalten und uns Hoffnung nehmen.

Unser Glauben, wie die Dinge sind oder sein können, bestimmt unsere Gedanken, bestimmt unsere Handlungen. So ist es kein Wunder, dass wir auf lange Sicht der Durchschnitt der fünf Personen werden, mit denen wir am meisten Zeit verbringen. Dass unsere Zukunft, anhand unseres täglichen Kontakts erahnbar sein kann, genau wie unser Charakter. Wir bemerken es nicht immer bewusst, doch die Menschen, die uns nahestehen üben einen Einfluss auf uns aus, dem wir uns nur schwer entziehen können.

Ist das jedoch ein Einfluss, der uns nicht guttut, sollten wir genau das tun. Nicht umsonst wird bei sportlichen Leistungen auch immer die mentale Komponente angesprochen. Was zwischen unseren Ohren passiert, beeinflusst unsere Leistungsfähigkeit, unser körperliches Wohlbefinden und natürlich unsere Entschei­dungen und Handlungen. Dementsprechend müssen wir aufpassen, wem und was wir Zutritt zu unseren Gedanken erlauben. Was und wen wir in unserem Umfeld konsu­mieren. Es ist weder egoistisch noch leugnen oder meiden wir die Realität, wenn wir uns unnützem Gejammer und Gemecker entziehen und uns nicht mit den immer gleichen Schreckensmeldungen auseinandersetzen wollen. Meldungen, die dazu verdammt sind, sich zu überbieten, um Aufmerksamkeit zu erhalten und selten bis gar nicht nach Lösungen suchen.

Indem wir unsere Gedanken positiv halten, sind wir eher bereit dazu, nach Lösungen zu suchen und auch fähig dazu, sie zu finden. Wir müssen uns helfen, damit wir anderen helfen können.

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