Mehr Empathie für die Welt
Im Grunde sind wir alle Narzissten. Wir alle hören unsere eigenen Interessen nach Aufmerksamkeit schreien, wollen Beachtung von unseren Mitmenschen. Zu einem gewissen Teil ist es einfach das, was wir sind: Soziale Wesen.
Gerade in den Zeiten dieser Pandemie spüren wir, wie sehr wir menschlichen Kontakt brauchen, um unsere eigene Existenz zu ertragen. Aufmerksamkeit von anderen Menschen macht uns lebendig. Wir lernen allerdings schon früh, dass sich die Welt nicht nur um uns dreht. Wir teilen uns Aufmerksamkeit mit unseren Geschwistern, Klassenkameraden, Arbeitskollegen. Bei einem gesunden Maß an Selbstachtung, lernen wir uns selbst, unsere eigenen Meinungen, unseren Geschmack, unsere Sicht auf die Welt zu akzeptieren und zu lieben. Mit anderen Worten, wir sind nicht kontinuierlich auf Wertschätzung und Bestätigung von außen, auf Aufmerksamkeit der anderen angewiesen, um uns selbst zu fühlen und um uns gut zu fühlen. Bei starken Narzissten dagegen, scheint diese Selbstachtung zu fehlen. Sie haben ein extremes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Bewunderung. Sie idealisieren sich selbst und ertragen weder Kritik noch Misserfolg. Es kann sie sogar in große Krisen stürzen. Erkennbar sind sie an Verhaltensmustern wie der Darstellung als Opfer in sämtlichen Konflikten, da sie keine internen Fähigkeiten haben, um ihren Wert zu bestätigen. Über die Opferrolle Sympathien zu gewinnen ist ihr Weg ihre Unsicherheiten zu überwinden. Sie sind übersensibel und nehmen alles persönlich. Vor allem aber müssen sie die Aufmerksamkeit in jeder Unterhaltung auf sich ziehen. Sie mögen Selbstbewusstsein demonstrieren aber wehe, es wird wirklich getestet.
Mit diesen Menschen umzugehen, ist nicht leicht aber wir können ihr negatives Beispiel nutzen, um uns selbst und unsere eigenen narzisstischen Züge zu hinterfragen. In der heutigen Zeit scheint es manchmal, als würde der Narzissmus noch zunehmen. Die sozialen Medien leben vom Narzissmus und der Selbstdarstellung der Menschen. Jeder will ein Stück vom Kuchen abhaben, giert nach Aufmerksamkeit und Likes. Die allgegenwärtige Frage ist: Was kann ich von der Welt nehmen und verlangen? Anstatt, was kann ich für die Welt tun, wo kann ich der Welt Wert hinzufügen? Der Umgang mit der Corona- Pandemie und dem Klimawandel zeigt diese Denkweise im Großteil der Menschheit. Was wir brauchen ist der gesunde Narzissmus, wie Robert Greene ihn in seinem Buch The Laws of human nature definiert.
Wir brauchen Empathie.
Wir sollten versuchen das Wertesystem anderer Menschen zu verstehen, dass sich in der Regel von unserem unterscheidet. Zu verstehen, was andere Menschen als Zeichen von Liebe, Fürsorge und Aufmerksamkeit sehen, erlaubt uns ihre Perspektive zu erkennen. So können wir ihre Worte und Handlungen besser nachvollziehen, sie besser verstehen. Jeder Mensch handelt nach seinem eigenen Wertesystem und dieses zu verstehen, lässt uns seine Welt erkennen. Es liegt in unserer Natur, uns in andere Menschen hineinzuversetzen, auch wenn wir in dieser Zeit ständig mit uns selbst beschäftigt sind und das Gefühl haben, für uns bleibt nicht genug übrig, wenn wir nichts einfordern werden wir vergessen und in dem Irrglauben leben, uns wird Gerechtigkeit verwehrt, wird sie jemand anderem zuteil. In Diskussionen müssen wir recht bekommen, anstatt zu versuchen, die andere Seite zu verstehen. Aber was macht uns zu diesem gesunden Narzissten, der Empathie zeigen kann? Es ist ein stärkeres Bild des Selbst. Gesunde Narzissten erholen sich von Kritik und Beleidigungen schneller und sie brauchen keine konstante Bestätigung von Anderen. Sie akzeptieren sich mit all ihren Fehlern und können so nach außen mehr Energie und Aufmerksamkeit geben. Sie können Empathie zeigen, weil sie nicht endlos sich selbst konsumieren.
Es ist nicht gerade populär, in der heutigen Zeit Empathie zu zeigen, aber hin und wieder ist es wichtig genau das zu tun, was so viele Menschen auf der Welt scheinbar nicht für nötig halten.