Just do it

Verena Wilmes
3 min readMay 15, 2021
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„Just do it“ der weltberühmte Nike Slogan, der wie kaum etwas anderes dafür steht, das Grenzen da sind, um überwunden zu werden. Oder uns zumindest daran erinnern sollte. Die drei Worte suggerieren, dass jeder seine Ziele erreichen kann, dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und es einfach tun sollten. Es ist ein Slogan, der uns antreiben sollte, in sportlicher Hinsicht aber auch in vielem mehr. Heutzutage werden viele von uns allerdings von „Aufschieberitis“ oder der Prokrastination geplagt. Wir alle kennen jemanden, der sich einfach nicht zum Lernen durchringen kann, es nicht schafft sich hinzusetzen und mit dem Schreiben anzufangen oder es tut und dann doch eher Löcher in die Luft starrt. Je unan­genehmer die Aufgabe empfunden wird, desto lieber schieben wir sie auf. In der ein oder anderen Hinsicht waren wir alle schon mal „Aufschieber“.

Laut der Universität Münster, die eine Prokrastinationsambulanz in ihrer psychotherapeutischen Ambulanz integriert hat, zählen zu den prokrastinationsfördernden Faktoren u. a. Probleme in der Prioritätssetzung, Defizite im Zeitmanagement oder der Konzentrationsfähigkeit und die Angst vor Versagen oder Kritik. Das Auftreten dieser Arbeitsangst, die sich im privaten sowie im beruflichen Umfeld äußert, kann sich im Rahmen von psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen oder auch ADHS manifestieren. Allerdings beeinträchtigt auch chronisches Aufschieben das psychische Wohlbefinden und kann zur Ursache psychischer Belastungen werden. Laut einer Querschnittstudie der Universität erreichten 7% der Studierenden Werte oberhalb der Durchschnittswerte von Menschen, die wegen diesem Problem bereits in Behandlung sind. Die Schwelle, wann das Aufschieben zu einem Problem wird, verläuft von Person zu Person verschieden, aber dort, wo das Aufschieben zu Leiden und Beeinträchtigung beruflich oder privat führt. Therapien umfassen u.a. eine Strukturierung des Arbeitsverhaltens oder den Umgang mit Ablenkungsquellen und negativen Gefühlen.

In manchen Fällen unterhalb der Leidensschwelle, reicht aber vielleicht auch die Erinnerung daran, dass niemand gesagt hat Do it perfect. Warum fürchten wir Kritik, Versagen oder Miss­erfolg? Warum halten wir es für etwas Endgültiges? Warum legen wir so viel Wert auf die Meinungen von Anderen? Und warum erwarten wir von uns nur perfekte Pinselstriche, anstatt uns zu erlauben, aus unseren Anfängen zu lernen und uns zu verbessern?

Wahrscheinlich hat jeder von uns andere Antworten auf diese Frage, aber es schadet nicht, diese Antworten zu hinterfragen, dahingehend, ob sie es wirklich Wert sind uns zu bremsen. All die oft als „Overnight success“ angepriesenen Erfolge sind schließlich in der Regel das Resultat jahrelanger Arbeit und dem Lernen aus Fehlern. Diese Menschen, wie Phil Knight, haben einfach angefangen an ihrem Traum zu arbeiten. Mehr ist es nicht, was wir schaffen müssen. Einfach beginnen. Das ist der Einsatz, der von uns verlangt wird. Aber wir müssen uns erlauben, auf unseren ersten Schritten aufzubauen. Und wir müssen wieder lernen, den unzähligen Stimuli um uns herum zu entsagen, um uns auf die Aufgabe vor uns zu konzentrieren.

Wir entscheiden, welche Aufgaben wir priorisieren, aber allzu oft priorisieren wir das Bequemste. Dass was uns weder herausfordert noch wachsen lässt. Dabei kann sich unser Leben nur dann verändern, können wir nur dann etwas erreichen, wenn wir mit den Dingen beginnen, die uns etwas bedeuten. Uns. Was auch immer Just do it für jeden einzelnen für uns bedeutet, es heißt nicht Just do it when you feel like it.

Es ist einfach nur Just do it.

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