Die Welten, die wir sehen

Verena Wilmes
3 min readJun 26, 2021
Photo by Peter Fogden on Unsplash

Wann hast du zuletzt deine Augen geschlossen und wirklich gesehen, wovon du träumst?

Wir alle haben Träume. Manchmal sind es große, die wir nicht angehen, manchmal sind es große, die wir in kleinere Ziele runterbrechen, während wir Schritt für Schritt auf sie hinarbeiten und manchmal haben wir uns einen lang gehegten Traum bereits erfüllt, leben ihn, und vergessen in all der Routine, warum wir das wirklich wollten.

Es geht schnell, sich zu verlieren, in der tagtäglichen Arbeit, der Routine. Und die Wahrheit ist, alles wird zur Routine — jede Beziehung, jeder Job. Am Anfang war da dieser Zauber am ersten Tag im neuen Büro, dem Campus oder beim ersten Date. Aber dann kommt der Alltag. Wir studieren für den Traum vom Astronautendasein und sehen vor lauter Gleichungen und Büffeln nicht mehr den Himmel über uns, wir trainieren für die Sportlerkarriere und sehen nichts mehr außer Schweiß und schmerzenden Muskeln. Die Überstunden nehmen kein Ende, jeder Morgen im kleinen Büro fühlt sich gleich an. Wir kommen nach Hause, sind unserem Partner gegenüber gleichgültig oder gar genervt von der Diskussion über die Einkaufsliste. Gerade das Hinarbeiten auf einen Traum, ein Ziel kann hart sein, besonders wenn die kleinen Erfolge ausbleiben und die Nachfragen unserer Freunde zunehmen. Es sind diese Momente, in denen wir die Augen schließen und uns fragen sollten, was wir sehen. Was wir sehen wollen und vor allem, ob es uns noch Schmetterlinge gibt. Wenn wir für uns entscheiden, dass wir noch auf dem richtigen Weg sind, sollten wir dieses Gefühl beschützen, gegen all die Stimmen, die wollen, dass wir aufgeben. Natürlich ist es frustrierend, auf der Stelle zu treten, ganz besonders in einer Welt, die alles messen will. Aber ist das, was wir lieben nicht der Prozess dem wir uns tagtäglich hingeben? Und ist das, was wir unbefriedigend an unseren Schuhen empfinden, nicht viel mehr der Blick auf uns mit fremden Augen? Der Punkt ist, wenn wir lieben, was wir tun entlang des Weges, sind die Welten, die wir mit offenen und geschlossenen Augen sehen, nicht so verschieden. Ganz egal was die Außenwelt denkt oder welche vorzeigbaren Erfolge sie gerne sehen würde, um uns zu bestätigen, dass wir das Richtige tun und nicht nur etwas, das wir zu tun lieben. Nicht jeder Tag wird sich optimal anfühlen, aber wir sollten uns den Spaß an unserem Weg nicht nehmen lassen. Der Erfolg wird kommen, weil nichts so erfolgs­versprechend ist, wie zu lieben, was wir tun.

Nun mag es hart klingen, doch auch jeder Traum wird irgendwann zur Routine, weniger aufregend und auf lange Sicht vielleicht etwas anders, als wir es uns vorgestellt haben. Aber auch in dieser Routine kann ein Zauber liegen oder wir können ihn wieder wecken, durch Veränderungen und neue Ziele.

Wir Menschen sind so, ein Teil unseres Glücks liegt in Veränderungen, im Wachsen und dem Lösen von Problemen. Wir sollten nicht vergessen, dass Dinge auf unserem Weg liegen, die wir nicht mögen, die uns herausfordern, schmerzhaft sind. Das gehört dazu, ob wir einen Traum jagen oder ihn leben. Aber unsere zwei Welten sollten nicht zu weit auseinanderdividieren. Hin und wieder sollten wir uns fragen, für wen wir tun, was wir tun? Für wen wir unser Leben leben. Für uns oder für die Augen und Bestätigung für jemand anderen. Welche Antwort wir uns auch immer geben, welche Veränderungen wir nehmen oder nicht, ob wir heimlich träumen, Träume verfolgen oder unseren Traum bereits leben, wir sind nur uns selbst Rechenschaft schuldig.

In diesem einen Leben, das wir haben.

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