An welchen Maßstäben wollen wir uns messen?
Gib mir mehr von dem was du Liebe nennst.
Wenn ich diese Schokolade esse, habe ich Pause von meinem Alltag, weniger Stress? Wenn ich dieses Auto fahre bin ich frei und entspannt? Diese Tablette lindert all meine Schmerzen, diese Salbe macht mich wieder jung? Gib mir mehr von dem, was du Liebe nennst. Diese Liebe ist nicht echt, aber dafür schmeckt sie gut.
Dieses sprechende, elektronische Ding erleichtert mir den anstrengenden Alltag in einem Wohlstandsland? Hier, da und dort finde ich per Klick die wahre Liebe? Mein Bauchfett in 5 Minuten weg? Gib mir mehr von dem was du Liebe nennst. Deine Liebe ist nicht echt, aber dafür sehr bequem.
Ohne Beförderung oder mehr Geld, fühlst du dich und deine Arbeit nicht anerkannt? Diese Likes machen deine Beliebtheit? Du brauchst Lob, um deinen Wert zu kennen? Was du Liebe nennst ist nicht echt, aber für alle anderen sieht es gut aus.
Wir leben in einer Welt, in der wir genau wissen, was gut klingt. In der uns Maßstäbe vorgegeben werden und wir orientieren uns bereitwillig daran, messen uns und andere auf dieser Skala. Wir sind ein einziges falsches Versprechen und erklären das damit, dass alle anderen auch so sind, dass es in dieser Welt darum geht, sich zu verkaufen. Doch hin und wieder sollten wir uns daran erinnern, dass wir die falschen Maßstäbe verwenden, um unseren Erfolg, Glück, Anerkennung und auch Liebe zu messen.
In dieser Welt ist es unser größter Erfolg, einfach wir selbst zu sein. Ohne Entschuldigung, ohne Erklärung. Es gibt nichts erfolgreicheres oder authentischeres als einen Menschen, der genauso ist, wie er ist. Ohne sich zu verkaufen, um äußeren Maßstäben besser zu entsprechen. Wer sich an seinem eigenen Wertesystem misst, folgt keinen Gruppenzwängen, arbeitet ohne eine Karotte vor der Nase oder eine Peitsche auf dem Rücken.
Wer seinen eigenen Wertesystem folgt, lässt sich nicht auf das Niveau anderer herab, um sich einen Vorteil zu erhaschen, hat kein Interesse daran einen Eindruck aufrechtzuerhalten. Es mag unsinnig klingen, doch echte Profis in egal welchen Bereichen können wir nur werden, wenn wir als Beginner anfangen. Fragen stellen, hinfallen, scheitern und uns die Chance geben, dazuzulernen. Wenn wir nicht sofortige Bestätigung brauchen, sondern Wert auf einen Lernprozess legen, Wert auf unser persönliches Wachstum, anstelle von Statuswachstum in den Augen der Gesellschaft. Es kann und darf sich gerne beides überschneiden, aber wir sollten keine „falschen“ Maßstäbe ansetzen, um unseren Weg zu bewerten. Wir sollten weder Liebe noch Anerkennung von Leuten suchen / danach gieren, die uns nicht wirklich kennen, die kein Interesse an unserem Wohlbefinden haben.
Diese „Liebe“ ist nicht echt, nicht standhaft, nicht ausdauernd. Sie ist nichts wert. Erarbeiteter Respekt dagegen schon. Wir erarbeiten uns Respekt, wenn wir niemanden kopieren, keine Berechtigung brauchen, um wir selbst zu sein, wenn wir nicht wie ein Hündchen Lob suchen, sondern auch ohne Bestätigung wissen, was das Richtige ist. Wenn wir gelassen unsere Leistung sprechen lassen, wir unser Wertesystem reflektieren und nach außen tragen.
Wir sollten uns generell viel öfter fragen, ob die Menschen, deren Wohlwollen, Anerkennung oder Bestätigung wir uns wünschen, überhaupt unseres verdienen. Ob wir diese Menschen genug schätzen, um auf deren Wertschätzung wert zu legen.